Paartherapeutin Christine Geschke über ein Allheilmittel bei typischen Streitsituationen

Diplom Psychologin Christine Geschke arbeitet in Hamburg in ihrer Praxis als Paartherapeutin mit einem systemischen Ansatz. Ihr Psychologie- und Neurologiestudium vertiefte sie im Bereich Klinische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften. Während ihrer Tätigkeit als Paartherapeutin hat sie bereits viele verschiedene Paare erlebt. Sie ist verheiratet und hat zwei kinder. Wir haben der Therapeutin einige Fragen gestellt:

Liebe Christine, Dein Ansatz im Bereich Paartherapie ist ein völlig neuer. Du beziehst Deine Beratung auf einen neurobiologischen Ansatz. Wie kann man sich das vorstellen und weshalb nutzt du diesen Ansatz?

In meiner Arbeit mit Paaren beziehe ich die Funktionsweise unseres Gehirns mit ein. Die wesentlichen Erfahrungen in Sachen Familie und Beziehung, die wir über Jahre in unserer Kindheit und Jugend gemacht haben, hat sich unser Gehirn besonders gut eingeprägt. Sie sind fest in unserem Cortex verankert. In meiner Neuro-Paartherapie ergründen wir diese oft unbewussten Denk- und Verhaltensweisen und deren Einfluss in die eigene Beziehung. Erst wenn ein Bewusstsein hierüber entsteht, ist Veränderung möglich.

Gibt es Schwierigkeiten, die viele Pärchen in einer ähnlichen Art & Weise erleben?

Ja, es gibt quasi paar-typische Schwierigkeiten, z.B. beide fühlen sich emotional vernachlässigt oder es gibt kaum noch Intimität, darüber hinaus hat jede Paarbeziehung auch ihre eigenen Themen und Hintergründe.

Mal ehrlich, gibt es in der Paartherapie eine Art Allheilmittel, eine Übung, die Paaren bei vielen Streitsituationen helfen kann?

Unterbrechen Sie einen beginnenden Streit, in dem Sie ein gemeinsames Zeichen vereinbaren, damit das Gehirn nicht mehr die übliche Streitroutine abrufen kann. Treffen Sie sich später zu einem ruhigen Gespräch wieder,  in dem jeder nacheinander seine Sichtweise und Gefühle schildern darf, ohne Vorwürfe! Nachdem jeder gleichermaßen gehört wurde, überlegen Sie nun konstruktiv, was sie sinnvoll daraus machen wollen.

Hast du Pärchen erlebt, denen du nicht mehr helfen konntest und bei denen die Therapie entsprechend abgebrochen werden musste?

Meine Hilfe besteht darin, das Paar entweder mit meinem Know-How in seinem Wunsch zu unterstützen, wieder eine glückliche Beziehung zu führen oder es in seinem Trennungsprozess zu begleiten. Manchmal ist dieses Anliegen von Beginn an klar, manchmal ergibt sich die Richtung erst im Verlauf der Sitzungen.

Du hast sehr viel Erfahrung im Bereich Paartherapie sammeln können. Gibt es eine Art Tendenz bezüglich der Probleme in den letzten Jahren?

Im Gegensatz zu früher, sind Frauen nicht mehr zufrieden damit, sich vor allem um die Kinder und den Haushalt zu kümmern, vielmehr möchten sie sich beruflich verwirklichen. Und Männer möchten neben ihrem beruflichen Engagement das Großwerden ihrer Kinder erleben. So ergeben sich moderne Konflikte in der Verteilung von Aufgaben und Ressourcen.

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