Kolumne – Kann mir hier kurz jemand helfen?

Es ist warm, die Sonne scheint. Der Frühling ist da, der Sommer ist im Anmarsch und ich bin gedanklich im Urlaub, am Pool, am Meer. Vor meinem inneren Auge schreite ich elfengleich in einem wunderschönen, knappen Bikini am Strand entlang. Aber dieser Traum platzt, denn 50 Jahre und die Anziehungskraft lassen die harte Realität anders aussehen. Obgleich mein lieber Mann mir geduldig Gegenteiliges versichert. Weniger sensibel ist der Spiegel in der Anprobe. Die Jahre haben mir Problemzonen geschenkt, ohne Rückgaberecht. Ich stehe vor einer Entscheidung: Badeanzug oder Bikini. Eigentlich möchte ich meinem Körper so viel Sonnenbräune wie möglich gönnen, für mich sieht eine knackige Bikinifigur allerdings etwas anders aus. Was tun? Leistungssport beginnen, fasten, Schönheitsoperation, all das scheitert an Zeit und ganz ehrlich: an Willen. Plötzlich kommt in mir Trotz auf, soll ich mich von einem Schönheitsideal unter Druck setzen lassen, dessen Erfüllung meist höchstens zwischen dem 20’sten bis zum 30’sten Lebensjahr möglich ist? Und selbst dann, den erbosten Aussagen meiner Tochter entsprechend, ein unerfüllbares Mysterium darstellt, das nur existiert, weil eine Handvoll deprimierte Menschen der Meinung waren, die Welt wäre noch nicht schlimm genug. Hier würde ich gerne anmerken, dass ich mich von dieser doch etwas verbitterten Meinung distanziere. Ich bin eher der Typ: Challenge accepted. Einwöchiges Fasten, Marathon laufen, ich bin für vieles zu haben. Allerdings wirkt mir die Intention für diese Challenge jedes Jahr fragwürdiger. Denn nach drei Kindern und 50 Jahren muss man ja nun wirklich nicht alles mitmachen. Allerdings habe ich nichts gegen einen braunen Bauch. Ich weiß es nicht. Also kaufe ich einen Badeanzug und einen Bikini und werde meine Entscheidung auf jeden neuen Urlaubstag verschieben.