Es trennen uns nur noch wenige Stunden vom Jahreswechsel. Wie in jedem Jahr ist man immer geneigt eine Art Summe der Geschehnisse zu ziehen. War es ein gutes Jahr? Was war der schönste Moment? Was war der schrecklichste Moment? Was würde ich anders machen? Würde ich etwas anders machen?

Wir werden alle 2020 immer in Erinnerung behalten!

Fest steht heute eines – dieses Jahr wird uns allen in Erinnerung bleiben. Das Jahr, in dem von heute auf morgen alles anders war. Das Jahr in dem wir plötzlich realisiert haben, dass wir nicht immer alles in der Hand haben. Zumindest nicht, wenn das eigentliche Ansinnen der Gesellschaft ständiges Wachstum, Profit- und Machtgier ist. Ein Virus hat uns dazu gezwungen innezuhalten. Mit Bedacht auf die Dinge zu schauen, die um uns herum passieren. Ein Virus hat uns plötzlich Solidarität abgerungen. Klar sprechen wir gerne immer alle davon, uns solidarisch zu zeigen, aber nie war der „Proof of Concept“ alltäglicher, als in diesem Jahr. Es war schwer zu akzeptieren, dass die geografische Freiheit ganz plötzlich nicht mehr vorhanden war. Aber ist es nicht auch ein Geschenk gewesen, den Blick nach Innen richten zu können. In unsere Familien, in unser Zuhause, in uns?

Auch wenn die wirtschaftlichen Einschnitte bei den meisten von uns enorm groß waren und sind, haben wir nicht etwas in Erinnerung gebracht bekommen, dass wir nahezu in unserem Höher, Schneller, Weiter Denken fast vergessen hatten? ich zumindest hatte vergessen, wie es ist Zeit zu haben. Zeit um mich auf mich und mein engstes Umfeld zu konzentrieren. Ein leerer Terminkalender. Ein flugzeugfreier Himmel, Vogelgezwitscher in der Großtstadt. Stille in der Großstadt.

Ich erinnere frühe Abende im März, an denen wir beim Hundespaziergang kein fahrendes Auto gesehen haben, keine Bahn. Um uns herum war fast zauberhafte Stille.

Wenn die Stille der Ausgangspunkt für das Neue ist

Auch wenn ich ein Mensch bin, der gemeinhin nicht nach Stille sucht, sondern immer eher ein Freund von Aktion bin, habe ich in diesem Jahr gelernt die Stille zu fühlen und zu geniessen. Ich würde fast sagen, dass mich die Stille von einer furchtbaren Unruhe geheilt hat. Ich bin mir nicht sicher wie lange das anhält, aber ich habe keine Angst mehr vor der Stille, sondern ich geniesse sie und wähle mit Bedacht die Dinge aus, die ich in die Stille eindringen und zu Musik werden lasse.

Das vergangene Jahr war für uns mit Sicherheit nicht das Leichteste. Mein Mann hat bewegte berufliche Monate hinter sich gebracht, die gezeichnet von großer Enttäuschung sind. Mein Jahr ist nicht ganz so verlaufen wie geplant, denn den ersehnten Jakobsweg konnte ich nicht antreten und auch beruflich waren die Auswirkungen von COVID 19 zu spüren. Trotz alledem haben wir vielleicht den schönsten Sommer in den letzten 15 Jahren bei unseren lieben Freunden auf Ibiza verbracht. Niemals wären wir in einem normalen Jahr so lange auf der Insel geblieben. Noch jetzt bekomme ich Herzklopfen, wenn ich an diese unglaublich schöne Zeit denke. Noch immer würde ich mich am liebsten jeden Tag bei unseren Freunden für diesen einmaligen Sommer bedanken.

In Summe sind es viele schöne Momente in diesem Jahr. Ich liebe den Himmel ohne die Kondensstreifen der Flugzeuge. Ich bin dankbar für die geschenkte Zeit mit meinem Mann. So intensiv, so schön, wenn auch manchmal anstrengend.

50 Jahre und kein Fest

Worüber ich nachhaltig wirklich wahnsinnig traurig bin, ist dass ich das geplante Fest zu meinem 50-igsten Geburtstag nicht machen konnte. Dennoch bin ich unendlich dankbar, dass ich somit eine sehr schöne und sehr intensive Zeit mit meinen Eltern verbracht habe, die uns zu meinem Geburtstag besucht haben. Hätte es ein Fest gegeben, dann wäre die niemals so gewesen. Das Fest, kann ich nachholen. Die Zeit mit Mami und Papi ist unbezahlbar und irgendwann unwiederbringbar.

2020 war nicht nur schwer. Nicht nur schlecht. 2020 war besonders auf seine ganz eigene, neue Art. Das merke ich wenn ich mittlerweile einen Film schaue und sich Menschen ganz selbstverständlich umarmen, oder küssen. Seit ein paar Tagen denke ich dann immer, da stimmt doch etwas nicht – die tragen keine Maske. Hätte mir das jemand vor einem Jahr prophezeit, dann hätte ich es niemals geglaubt.

Wenn ich sagen muss, was das Schwierigste für mich in diesem Jahr war, dann antworte ich eindeutig: „Es waren die herzlichen Umarmungen von und mit Freunden, Menschen die ich liebe, die mir sehr gefehlt haben und wohl auch noch länger fehlen werden. Ich weiß aber, dass dieses Jahr mich auch dazu gebracht hat zu überdenken, wer die Menschen sind, die mir wirklich Nahe sind und die ich als erstes, wenn ich wieder darf in die Arme nehmen werde und am liebsten nicht mehr loslassen werde. 2020 hat meine Perspektive wieder gerade gerückt und ich sehe klarer.

Nur ein Narr wird glauben, dass ab Morgen alles besser und leichter wird

Wir alle wissen, dass wir es sind, die unser Leben in der Hand haben. Wir schmieden das Eisen. Es ist umso wichtiger zu wissen, in welche Form man das Eisen bringen möchte, um bei der Umsetzung nicht zu scheitern. Ich weiß, wie ich mein Eisen für 2021 formen möchte: Zuversicht, Mut, Frohsinn, Leidenschaft, Kreativität, Optimismus, Zielstrebigkeit und Liebe gehören zu den Zutaten. Damit werde ich mein neues Jahr gestalten und freue mich, sofort das Feuer auf Temperatur zu bringen.

Happy New Year Ihr Lieben! Ich wünsche Euch einen funkelnden und glücklichen Start in die Zukunft.

Carina Grendel
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