Ciao Ciao Amore
Puh, es ist geschafft. In einer Tour de Force haben wir am letzten Wochenende unser Kapitel Italien vorerst abgeschlossen! Für die, die Vorgeschichte zu Italien nicht kennen, kommt hier einmal die Kurzfassung.
Ich habe Ende 2018 meine gut gehende PR & Kommunikationsagentur an meinen Hauptgesellschafter abgegeben, um meinen Traum am Strand zu leben. Mein armer Mann hatte nicht so richtig die Wahl, wobei ich sagen muss, dass er sowohl Italien, als auch die Sonne ebenso liebt wie ich und meiner Idee des Lebens in der Sonne gerne nachgekommen ist. Wir sind im Dezember 2018 mit Sack und Pack nach Forte dei Marmi gezogen, wo ich für einen Investor ein größeres gastronomisches und touristisches Projekt leiten und auf den Werg bringen sollte.
Gefühlt für mich ein Traumjob, bis ich bereits im Januar 2019 ahnte, dass sich der Traum als Alptraum entwickeln könnte. Ja, ihr lest richtig. Bereits nach wenigen Tagen meldete sich meine Befürchtung, dass das Ganze in einer Katastrophe enden könnte. Warum? Als ich an meinem dritten Arbeitstag mit einem Organigramm bei den Herren erschien, wurde mir schlichtweg gesagt, ich möge doch nicht so deutsch sein, Wer mich kennt weiß, ich bin zwar gebürtige Deutsche (naja halbe Deutsche, denn mein Vater ist ein in Deutschland geborener Italiener), aber in strukturellen Dingen liegen mir die Italiener oft mehr, als die Deutschen. Eine gewisse Kreativität in der organisatorischen Gestaltung liegt mir. Was mir jedoch so gar nicht liegt, ist nicht zu wissen welches meine Aufgabenbereiche sind, wie weit gehen meine Kompetenzen und auch meine Verantwortung. Leider konnte ich diese Fragen bis zum Tag meiner Abreise nicht beantwortet bekommen, was die Arbeit für mich schier unerträglich machte. Zwar hatte ich Sonne, Strand und einen zauberhaften Wohnort, aber die Last eines Jobs, der nicht klar definiert und zudem körperlich unfassbar anstrengend war, hat mich wahnsinnig gemacht. Zudem war mein Mann nur an den Wochenenden da, an denen ich mitunter 17 Stunden täglich gearbeitet habe.
Schon im Hochsommer war klar, dass wird wohl nichts. Was mich fast verrückt gemacht hat in der Zeit, war die Gewissheit, dass ich für ein derartiges Chaos mein sehrt komfortables Leben aufgegeben habe. Tolle Kunden aus der Fashion und Lifestyle Branche – Kunden, um die andere Agentur wie Löwen gekämpft hätten und haben. Weg – nicht mehr da…..wofür? Für den Strand und die Sonne!? Na bravo.
Ich möchte gar nicht mehr tiefer in das Thema eintauchen, aber ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, wie schwer es für mich war, die Entscheidung zu treffen, zurück nach Deutschland zu gehen. Es fühlte sich an, wie ein Sprung aus den Wolken auf Beton. Bäääämmmmmm, da war ich wieder – mit nichts….ja klar die Erfahrung, wie mir alle beruhigend sagten. Erfahrung my ass……..ein Jahr – are you kidding me????
Zunächst einmal bin ich wirklich in ein tiefes Loch gefallen. Es machte mir Mühe am Morgen die Augen aufzumachen, geschweige denn überhaupt über den Tag zu kommen. Ich fühlte mich gescheitert. Keine Sorge, ich weiß, dass ich nicht gescheitert bin. Schliesslich haben wir uns etwas getraut, dass sie nicht viele trauen. Ja, darauf bin ich stolz. Die letzten Monate haben mir geholfen die Dinge zu verarbeiten, keine Wut mehr zu empfinden und den positiven Erlebnisse wieder Raum in meiner Erinnerungsschatztruhe zu geben.
Das Haus in Italien konnte wir leider in letzten Monaten durch Corona nicht mehr nutzen – nicht dass ich das unbedingt gewollt hätte. Die Distanz tat mir gut, in meinem Prozess der Vergebung. Nun mussten wir aber das Haus, das wir eigentlich nur bis zum 31.5.2020 gemietet hatten am vergangenen Wochenende frei räumen und dies stand mir wahnsinnig bevor. Zurück nach Forte, zurück zu den gerade beschriebenen Gefühlen.
Wir haben das Ganze aber gut überstanden. Körperlich am Ende, denn 3000km in 3 Tagen, plus ausräumen und und und, aber wir haben das Kapitel endlich abgeschlossen und das fühlt sich gut an – so gut. Ich habe in den letzten Wochen nach einem Projekt, das ich seit Anfang des Jahres betreut habe, zu einer unfassbaren Ruhe gefunden. Nie habe ich mich entspannter gefühlt. das liegt daran, dass ich in den letzen Jahren durch meinen Job immer getrieben war und aufgrund der Situation Italien nun endlich mal die Gelegenheit hatte auf Pause zu drücken. Pause, um mich auszuruhen, Pause, um zu vergeben und Pause, um Neues zu schaffen.
In der Retrospektive bin ich stolz darauf, dass ich es gewagt habe einen vermeintlichen Traum zu verwirklichen. Dachte ich doch, dass das Leben am Strand ultimatives Glück bedeutet. Wir haben nicht einfach nur geredet, sondern gemacht! Wenn man am Ende des Lebens Resumé zieht und sich vorwerfen muss, dass man Träume nur im Kopf und nicht in der Realität gelebt hat, dann ist es bestimmt eine bittere Erkenntnis zu wissen, dass der Zug leider abgefahren ist. Mit Sicherheit viel bitterer als meine Erkenntnis nach einem Jahr Italien. Die letzten Monate haben mir mal wieder gezeigt, dass alles kommt, wie es kommen muss. Was mir im Dezember noch als Vollkatastrophe erschien – zurück nach Deutschland zu gehen und wieder gefühlt bei Null anzufangen, wandelte sich mit Ausbruch der Corona Pandemie in pures Glück. War ich doch froh als chronisch kranker Mensch in dieser Ausnahmesituation in Deutschland zu sein, mit meinem Mann. Nicht auszudenken, dass ich Italien gewesen wäre und er ab einem gewissen Punkt nicht mehr hätte zu mir kommen können.
Wie ihr seht, alles ist für etwas gut. Ich habe heute die Gewissheit, dass Italien immer meine 2. große Liebe sein wird. Alleine beim Anblick der Zypressen, des Meeres, dem Duft von einer leckeren Pasta überkommt mich ein pures Glücksgefühlt. Ich weiß aber heute auch, dass ich in Italien gerne meine freie Zeit verbringe und in Deutschland mein Geld verdiene, meine Steuern zahle und zum Arzt gehe. Ich weiß, dass Träume manchmal nicht dafür gemacht sind in die Realität übertragen zu werden. Ich weiß aber auch, dass man Träume ernst nehmen sollte. Prüfen sollte wie groß die Sehnsucht ist und wenn sie sehr groß ist, sollten man wagen herauszufinden wie es ist den Traum zu leben. Oft sind wir in Strukturen und Konventionen verankert, dass wir die Intuition für das verlieren, was uns glücklich macht.
Ich stehe nach dem Jahr in Italien wieder am Anfang, aber ich habe meine Intuition für das Glück neu gewonnen und bin sehr dankbar sagen zu können: „After all I’m a very happy girl“!
Ciao Ciao Amore! Ciao Italia! Sarai sempre il mio grande amore. Per sempre!
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